Vergleich zwischen Lehmputz und Kalkputz – Unterschiede beim Lehmmörtel und Kalkmörtel

Vergleich – Lehmputz und Kalkputz haben viele Gemeinsamkeiten. Beide sind unter ökologischen Gesichtspunkten sehr positiv zu bewerten. Sowohl ein Lehmputz als auch der Kalkputz haben eine sehr gute feuchtigkeitsregulierende Eigenschaft. Bei Feuchtigkeitsspitzen dienen beide Putze als Puffer und helfen somit die Raumluftfeuchtigkeit im Gleichgewicht zu halten.

In der Ursprungsform sind reine Kalk- und Lehmputze Mineralputze, die stofflich einfach zusammengesetzt sind. Beide Putzarten sind dauerhaft, was historisch in vielen Häusern belegt ist, die unter Denkmalschutz stehen. Durch den Einzug „moderner“ Baustoffe wurden sie vor 20-30 Jahren zwar vom Markt verdrängt, erleben zu Zeit jedoch eine berechtigte Renaissance.

Kalkputz & Lehmputz – Ökologische Putze für gutes Raumklima im Vergleich

Bei Betrachtung des Produktkreislaufes sind beide Putzsorten im Herstellungsprozess, während der Verarbeitung, in der Nutzungsphase und auch in der Entsorgung für Mensch und Umwelt unkritisch. Vor allem während der Nutzungsphase spalten sie keine synthetisch-chemischen Bestandteile an die Raumluft / Umgebung ab.

Lehm ist der älteste Baustoff, der auf der ganzen Erde fast überall verfügbar ist und ohne hohen Energieeinsatz hergestellt wird. Lehmputz ist eine Mischung aus Ton und Sand, die unter Zugabe von Wasser plastisch verarbeitet werden kann. Lehmputze werden alleine durch Trocknung fest. Einen chemischen Umwandlungsprozess, der bei allen anderen Putzen im „Abbinden“ stattfindet, braucht der Lehm nicht. Genauere Infos finden Sie unter: >Lehm<

Bei der Herstellung von Kalkputzen wird zunächst Energie benötigt. Das Ausgangsprodukt sind Kalksteine, die Calciumcarbonat (CaCO3) enthalten und durch einen Brennvorgang im Kalkofen bei ca. 1.000°C Calciumoxid (CaO) liefern. Das in dem Prozess entwichene Kohlendioxid (CO2) kommt im fertigen Kalkputz durch einen „kurzen“ Umweg im sogenannten „Kalkkreislauf“ wieder dazu. So entsteht auf Wand- und Deckenflächen wieder Kalkstein, ein sehr festes, robustes und natürliches Material, das auch im Außenbereich eingesetzt werden kann. Genauere Informationen finden Sie unter: >Kalkputz<

Innen- und Außenbereich – Vergleich: Wann Lehmputz und wann Kalkputz?

Der Lehmputz ist weicher und bei direktem, längerem Wasseraufkommen zum Beispiel bei Nässe durch Regen empfindlicher, da er sich wieder lösen kann. Aus dem Grund sind Lehmputze im Außenbereich nur bedingt einsetzbar. Auf dem Bild sehen Sie einen Ausschnitt einer Fachwerkfassade, die nur mit Lehmputz verputz wurde.

Dauerhafter und frei von Auswaschungen ist im Sichtfachwerk eine Decklage aus Kalkputz, mit dem der Lehmuntergrund überputzt wird. Im trockenen Innenbereich von Häusern ist er ein perfektes Wandgestaltungsmaterial. Sollten sich im Lehmputz mal Kratzer einfinden, dann lassen diese sich einfacher ausbessern wie beim Kalkputz, Gipsputz etc.

Wenn Sie sich im Innenbereich zum Beispiel auch im Bad für den Lehmputz entscheiden, dann werden Sie über seine feuchtigkeitsregulierende Wirkung staunen. Beim Baden und Duschen wird der Spiegel nicht so schnell oder überhaupt nicht beschlagen.

Die Speicherkapazität des Lehmputzes für Feuchtigkeit ersetzt das ausreichende Lüften nach dem Duschen oder Baden jedoch nicht. Das Lüften erfolgt am Besten durch weit geöffnete Fenster, damit die feuchte Luft schnell entweichen kann, ohne dass Wand- und Deckenflächen im Winter stark auskühlen.

Bei Schimmelgefahr, dauerhaft hoher Raumluftfeuchtigkeit und im bewitterten Außenbereich sollten Sie dem Kalkputz Vorrang einräumen. Hat der neue Kalkputz abgebunden, was nicht gleichzusetzen ist mit schneller Trocknung durch Wind und Sonne (!), dann sind im höchsten Maß Kapillarität, Diffusionsoffenheit, Alkalität und dauerhafte Festigkeit gegeben.

Mit diesen Eigenschaften bietet ein Kalkputz alles, was man von einem Putz im Innen- und Außenbereich erwarten kann.

Vergleich Lehmputz und Kalkputz – Verarbeitung & Preisvergleich

Im direkten Vergleich zwischen Lehmputz und Kalkputz gibt es keinen Gewinner. Beide haben Vorteile, die abhängig von den Gegebenheiten sind, wo sie zum Einsatz kommen. Bei beiden Putzen wird zum Beispiel noch je nach Aufgabenstellung und Putzstärke zwischen einem Unterputz bzw. Grundputz und Feinputz differenziert.

Bei der Verarbeitung hat der Lehmputz für Laien den Vorteil, dass beim Putzen selbst kein Zeitdruck entsteht. So lange der Mörtel ausreichend feucht ist, lässt er sich gut mit der Putzkelle aufziehen und bearbeiten. Bei Bedarf kann unter Zugabe von Wasser die Bearbeitungszeit beliebig lange verlängert werden.

Qualität – Anspruch an Oberfläche und Optik

Beim Anspruch auf ein perfektes Ergebnis entsprechend den genormten Qualitätsstufen für Innenputzoberflächen von Q1 bis Q4 sollte der Verarbeiter bereits Erfahrung mit beiden Putzen haben. Bei Laien, die ihre Decken- und Wände selbst verputzen, ist die Anforderung an die Oberflächenqualität oft nicht so hoch wie beim Profi. Dafür sind die Kosten niedrig.

Die Herstellung von Lehmputzen ist gegenüber der Herstellung von Kalkputzen einfacher und aus dem Grund bei Betrachtung der Kosten auch etwas günstiger. Wird der Lehmputz erdfeucht im BigBag angeliefert, dann ist der Preisunterschied zu trockener Sackware groß. Ansonsten sind der im 25kg Papiersack getrocknete Grundputz aus Kalk bzw. der Lehmunterputz im 25kg Sack etwa preisgleich.

Wandheizung – im Zusammenhang mit dem Einbau einer Flächenheizung, die in der kalten Jahreszeit durch angenehme Strahlungswärme für ein angenehmes Raumklima sorgt, können Sie beide Putze verwenden. Bei unseren Ausführungen favorisieren wir in der Regel jedoch den Lehmputz. Genauere Informationen zur Verwendung und zur Verarbeitung beider Putze auf einer Flächenheizung finden Sie unter: >Wandheizung<

Bei der Sanierung von Fachwerkhäusern, die traditionell aus regional verfügbaren Ressourcen hergestellt wurden, spielt der Lehmputz die zentrale Rolle. Er eignet sich für Decken und Wandflächen gleichfalls. Kalkputze kommen im Bereich des Sichtfachwerks als Putz im Außenbereich zum Einsatz. Auch in Feuchträumen, wenn zum Beispiel Fliesen geklebt werden und in Kellerräumen, die dauerhaft eine hohe Feuchtigkeit aufweisen, ist im Fachwerkhaus und überhaupt der Kalkputz dem Mörtel aus Lehm vorzuziehen.

Bei Feuchtigkeit in der Wohnung und im Haus immer nur Kalkputz

Der Kalkputz ist in der Ursprungsform rein mineralisch, was ihn im Zusammenhang mit Feuchtigkeit gegenüber anderen Putzen unschlagbar macht. Gerade in der Sanierung von einzelnen Räumen, von Häusern oder Kellern, die mit Feuchtigkeit ein Problem haben oder hatten, sollte immer nur reiner Kalkputz ohne Gips verwendet werden. Auch der Anstrich sollte in diesen Räumen am Besten im System nur mit einer Mineralfarbe als Silikat- oder Kalkfarbe erfolgen.

Der Lehmputz mit seinen organischen Bestandteilen sowie Zuschlägen aus Stroh, Flachsfasern etc. eignet sich in Räumen mit Feuchtigkeitsproblemen nicht. Bei dauerhaft höherer Luftfeuchtigkeit und temporär feuchten Wandflächen ist der Kalkputz einfach besser, denn er liefert dem >Schimmel< keinen Nährboden. In den Fällen muss zunächst die Ursache erkannt werden. Doch Vorsicht: Eine billige Lösung für jedes Problem mit Feuchtigkeit und Schimmel sind Kalkputze auch nicht.

Als Fassadenputz im bewitterten Außenbereich ist ein Kalkputz jedenfalls ideal. Seine Qualität besteht in der Alkalität, Kapillarität und Sorptionsfähigkeit. Die Beimischung von giftigen Fungiziden, die in synthetischen Kunstharzputzen und Anstrichen für außen erforderlich sind, ist bei reinem Kalkputz aus Sumpfkalk durch einen hohen pH-Wert nicht nötig.

Test – optischer Vergleich von Kalkputz und Lehmputz

Eine besondere Qualität weisen Kalk- und Lehmputze auf, wenn sie als Feinputze zur fertigen Oberfläche verarbeitet werden. Als Kalkputz bieten wir dafür den HAGA Caslkosit Sumpfkalkputz und als Lehmputz den Yosima Lehmdesignputz von Claytec an. Im optischen Vergleich stellen beide Putze eine schöne Oberfläche dar, die Putz und Farbe in Einem ist. Infos finden Sie unter: >Kalkfeinputz< und >Yosima<

Beide Oberflächenputze werden ca. 2-3mm dick aufgetragen und entweder mit dem Schwammbrett abgefilzt oder mit der Venezianischen Kelle glatt verdichtet. Die verschiedenen Farben beim Lehmputz resultieren aus natürlichen Tonerden und feinem Sand. Auch den Kalkputz gibt es farbig. Das Ursprungsmaterial bildet weißer Sumpfkalk, der mit kalkechten Pigmenten eingefärbt wird.

Im optischen Vergleich wirkt der farbige Lehmputz aufgrund der natürlichen Tonmineralien authentischer als ein mit Pigmenten durchgefärbter Kalkputz. In der rein weißen Form ist der Kalkputz jedoch weißer als der farbige, weiße Lehmputz. Darüber hinaus ist der Kalkputz als Finish auch im Außenbereich auf der Fassade oder im Sichtfachwerk einsetzbar.

Im Vergleich beider Putze kann die Oberfläche beim Kalkputz, der im Korn 0,5mm – 3,0mm geliefert wird, unterschiedlich rau gewählt werden. Den farbigen Lehmputz gibt es im 3mm Korngröße nicht, da er durch Trocknen fest wird, würde das Korn sich auf der fertigen Fläche abreiben und sanden. Diese Eigenschaft würde keinem Test standhalten 🙂

Wenn Sie Fragen zum Verputzen mit Lehm- bzw. Kalkputz haben, dann können Sie uns gerne kontaktieren. Die Adressen mit Rufnummern finden Sie oben unter Kontakt oder direkt unter: >Öko Bau-Zentrum<