Fachwerksanierung – Alte, unter Denkmalschutz oder nicht unter Denkmalschutz stehende Bausubstanz zu erhalten, steht im Mittelpunkt der Sanierung von Fachwerkhäusern. Die historische Bauweise eines Fachwerkhauses prägt seit Jahrhunderten Stadt- und Ortsbilder in vielen deutschen Städten und Gemeinden.
Kennzeichnend für ein Fachwerkhaus ist die Verwendung von einfachem, regionalem Baumaterial vorwiegend aus Holz, Lehm und Kalk. Dieses Material wurde in ausgeklügelter handwerklicher Technik zum Bau von Wohnhäusern und Nutzgebäuden eingesetzt. Für den Reparaturfall sollten die aufeinander abgestimmten Materialien Holz, Lehm und Kalk wiederverwendet werden.
Der Versuch mit modernen, synthetischen Baustoffen die Reparaturinterwalle zu verlängern, ist seit Jahrzehnten fehlgeschlagen. Eine unsachgerechte Materialauswahl führt im Fachwerkhaus unweigerlich zu neuen Schäden, die umgangssprachlich auch als „Kaputtsanierung“ bezeichnet werden.
Fachwerksanierung mit Baustoffen aus Holz, Lehm und Kalk
In einem Fachwerkhaus aus Holz und Lehm lebt man gesund. Die Baustoffe sind baubiologisch und ökologisch einwandfrei. Schadstoffe werden von beiden Materialien an die Raumluft nicht freigesetzt. Das gilt auch für den Kalkputz an der Fassade. Bei richtiger Verwendung bekommt der für die Gesundheit gefährlicher Schimmel keine Chance.
In früherer Zeit gab es keine wissenschaftlichen Untersuchungen, die in Prüflabors gute Baustoffkombinationen bestätigten. Was sich für die Errichtung von Häusern lange bewährt hat, das wurde erneut verwendet und als Wissen an folgende Generationen weitergegeben.
Holz, Lehm und Kalk bedingen sich. Das ist heute im 21 Jahrhundert nicht anders als früher, dafür jedoch wissenschaftlich belegt.
Das Fachwerk ist eine Ständerkonstruktion aus Holz. Die Holzbalken tragen im Fachwerkhaus die Last. Bleibt das Tragwerk aus Holz trocken, dann bekommen holzzerstörende Pilze und Insekten keinen Zugang und werden nicht aktiv. Nur trockene Fachwerkbalken bieten dauerhaft Stabilität und Sicherheit.
Die Ausfachung mit Lehm in Form von Lehmsteinen oder als Weidengeflecht mit Strohlehm helfen das Holz trocken zu halten. Beim Ausmauern von bewitterten Fassaden im Sichtfachwerk werden heute >Leichtlehmsteine< der Anwendungsklasse 1 (AK1) nach DIN 18945 eingesetzt und mit dem passenden Mörtel vermauert.
Weil Lehm dem Regenwetter nicht ausreichend gewappnet ist, sollte das Gefache in einem Fachwerkhaus von außen mit Kalkputz verputz sein.
Kalkputz – Sanierung von Gefachen im Sichtfachwerk beim Fachwerkhaus
Das besondere Merkmal eines Fachwerkhauses ist das Sichtfachwerk. Der Wechsel von Holzbalken und verputzten Gefachen charakterisiert diese traditionelle Bauform. Bei der Fachwerksanierung stellt die Instandseetzung der Fassade für Bauherren und Handwerker die größte Herausforderung bei der Ausführung dar. Die Entscheidung für das richtige Material sowie der handwerklichen Umsetzung hat eine große Bedeutung.
Regen, die Hitze im Sommer und der Frost im Winter hinterlassen im Verlauf von Jahren auf der Fachwerkfassade Spuren. Ein periodisches Quellen und Schwinden der Holzbalken drückt auf das Gefache aus Lehm und Kalkputz, was zu Abplatzungen und Rissen im Anschlussbereich führt. Dieser immer wiederkehrende Prozess war schon immer da und lässt sich auch in der Zukunft nicht aufhalten.
Fachwerkfassade – schöne Ansicht jedoch auch Schutz vor Regen und Kälte
Regenwasser soll beim Runterlaufen auf der Fassade möglichst nicht in die Tiefe der Fachwerkwand eindringen. Die Feuchtigkeit aus Regen und Nebel von außen, sowie der Wasserdampf und das Kondenswasser von innen müssen ebenfalls möglichst schnell abtrocknen können.
Mit geeigneten Baustoffen kann das Gefüge einer Fachwerkkonstruktion schneller trocknen. Dadurch können Schäden dauerhaft geringer ausfallen. Zudem ist der Dämmwert von tockenen Außenwandflächen besser und somit auch im Winter der Kälteschutz günstiger.
Fachwerksanierung – Holzbalken und Gefache in der Fachwerkhausfassade
Holzbalken – Im Bereich der Holzbalken treten bei einem Fachwerkhaus Schäden in Form von Spannungsrissen, Abplatzungen und durchgefaulten Stellen auf. Durch diese Fehlstellen dringt das Regenwasser tief in die Konstruktion ein, was dazu führt, dass der Schaden schneller und noch größer wird. Bei der Sanierung müssen diese „Lücken“ fachgerecht in der Regel durch neues, abgelagertes und idealerweise aus Altholz geschlossen werden.
Durch falsche Farbanstriche, den Einsatz von Silikon bzw. Acryl in Fugen und zum Teil auch Bauschaum wird der zügige Feuchtigkeitsabtransport verhindert, was den Schaden am Fachwerk beschleunigt. Ungeeignete Lacke und Farben auf Kunstharzbasis müssen zunächst abgenommen werden.
Sandstrahlen – Alte Farbanstriche von den Holzbalken abzunehmen, ist mit der Drahtbürste von Hand oder mit einem Bohrmaschinenaufsatz ein mühsames und aufwendiges Unterfangen. Das kostet viel Zeit und damit auch Geld.
Die Fachwerkbalken freizulegen mittels der Sandstrahlmethode ist rationeller und viel effektiver. Beim Sandstrahlen wird mit einem auf den Anstrich und das Holz abgestimmten Strahlgut die Farbe sehr gleichmäßig abgenommen.
Im Zuge der Sanierung müssen diese Fehlstellen am Holz ausgebessert, ergänzt bzw. ausgetauscht werden. Dies geschieht am besten durch die Verwendung von Altholz. Besonders beim Einbau ganzer Holzbalken ist kerntrockenes Holz wichtig, damit die Balken beim Akklimatisieren in der Fachwerkwand nicht gleich wieder für Spannung im Gefache sorgen. So lassen sich neue Risse vermeiden.
Lehm-Fugenfüller – Kleinere Risse und Fugen im Anschlussbereich zum Balken können auch mit dem Lehm-Fugenfüller vervollständigt werden.
Der Lehm-Fugenfüller ist ein Spezialprodukt, das für die Fachwerksanierung entwickelt wurde. Die diffusionsoffene Fugenmasse besteht aus Natur-Baulehm, Kork, Blähglas, Talkum, Cellulose und pflanzliches Verdickungsmittel. Sie wird bei Holzschwundrissen und bauteilbedingten Setzungsrissen verpresst oder mit dem Spachtel aufgetragen.
Nach dem Trocknen des Fugenfüllers wird die dann intakte Holzbalkenkonstruktion soweit wie notwendig angeschliffen und deckend im gewünschten Farbton mit diffusionsoffener Wetterschutzfarbe auf Leinenölbasis gestrichen.
Gefache – Die verputzte Ausfachung der Fachwerkkonstruktion muss bei der Sanierung ebenfalls flächig überprüft. Lose Putzstellen werden dabei entfernt und besonders der Anschluss zum Holzbalken ausgebessert.
Ragt das Gefach vor dem Balken scharfkantig nach außen raus, dann ist es sicher, dass bei Regenwetter Wasser von der Fassade in die Konstruktion eindringt. Dies muss im Zuge der Sanierung geändert werden, in dem der Putz und manchmal auch Teile der Ausfachung abgenommen werden.
Der Anschluss zwischen Holzbalken und den Gefachen muss mit neuem Kalkputz im Natur-Kalksystem so ausgeführt sein, dass das Regenwasser sicher an der Fassade ablaufen kann.
Kalkfarbe & Kalkfeinputz – Der Anstrich mit oder ohne Farbband (Fasche) sollte am Besten mit einer alkalischen und hochdiffusionsoffenen >Kalkfarbe< aus Sumpfkalk oder mit einer Silikatfarbe erfolgen.
Eine besondere Endoberfläche von Gefachen im Fachwerk stellt ein Feinputz aus Sumpfkalk dar. Er ist Farbe und Putz zugleich. Auf einem mineralischen Untergrund bindet der >Kalkfeinputz<, den es in unterschiedlichen Korngrößen gibt, unter Aufnahme von CO2 aus der Luft zu Kalkstein ab. Diese Oberflächen sehen sehr gut aus und gewährleisten eine hohe Langlebigkeit.
Für diesen Abbindeprozess muss ausreichend Anmachwasser in der Putzfläche vorhanden sein. Damit der Sumpfkalkputz nicht nur schnell austrocknet, sollte die Fassade nicht direkter Sonnenstrahlung und starken Wind ausgesetzt sein.
Innendämmung – Sanierung von Fachwerkhäusern zum Wohnraum
Bei der Herstellung von Wohnraum gehören für Nutzer die Gesundheit und die Ästhetik zu den wichtigsten Kriterien. Mit dem Energieverbrauch kommt heutzutage noch ein weiterer wichtiger Aspekt hinzu.
Ein Neubau in Fachwerkbauweise wird heute nur selten verwirklicht. Der Neuaufbau eines Fachwerkhauses wird eher als Rekonstruktion oder als Erweiterungsanbau betrieben. Der Wechsel vom Holzständer und Ausfachung in einer Sichtfachwerkfassade stellt eine Hürde dar, den Anforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) nachzukommen.
In Bezug auf Energieeinsparung haben die Wärmeleitung und die Luftdichtung einen hohen Stellenwert. Beides lässt sich im Holzbau entsprechend EnEV einfacher mit anderen Außenwandkonstruktionen (Holzrahmenbau, Brettstapelbau) erreichen.
EnEV – Sonderregelung für Sichtfachwerk
Für Baudenkmäler und andere erhaltenswerte Bausubstanz lässt die EnEV Ausnahmen zu. Dazu zählt die Innendämmung, die für historische Fachwerkfassaden einen legalen Weg darstellt, den Wärmeverlust zu verringern und diese für die nachfolgenden Generationen zu erhalten. Genauere Informationen zum Thema Innendämmung im Fachwerkhaus finden Sie unter: >Innendämmung mit Leichtlehm< und >Innendämmung – aus Holzfaserplatten<
Aus den natürlichen Baustoffen Lehm und Holz treten keine Schadstoffe aus. Das gilt auch für die Innendämmung aus Leichtlehm bzw. aus Holzfaserdämmplatten, für den Lehmputz und die Lehmfarbe, mit der Sie Ihre Decken und Wandflächen streichen können. Auch für den Fußbodenaufbau auf Holzbalkendecken stehen Konstruktionen zur Verfügung, die baubiologisch einwandfrei sind.
Schimmel – In jedem Wohnraum können in der Raumluft Schimmelpilze, Bakterien und Mikroorganismen nachgewiesen werden. Sie gehören im Evolutionsprozess seit Jahrmillionen zu unseren Begleitern.
Dauerhaft feuchtes Raumklima begünstigt ihre Anwesenheit und fördert ihr Wachstum, bei dem sie aktiv organisches Material zersetzen.
Mit der Entscheidung für Diffusionsoffene und kapillarleitende Bau- und Dämmstoffe bleibt Ihre Konstruktion dauerhaft ausreichend trocken. Die Feuchtigkeit, die der Tauperiode in die Bauteile eingebracht wird, kann spätestens in der Verdunstungsperiode wieder austreten.
Fachwerkhaus – Luftdichtung und Dämmung vom Dach bis zum Keller
Die Dämmung der obersten Geschossdecke stellt in Fachwerkhäusern oft den Abschluss des Dämmbereiches nach oben dar. In dem Bereich des Hauses sind oft starke Unebenheiten der vorhandenen Balkenkonstruktion zu beobachten.
Diese Unebenheiten resultieren zum Teil aus der Zeit, in der Dachböden noch als Speicher bezeichnet und genutzt wurden. Jahrhundertelang wurde auf dem Dachboden von Fachwerkhäusern tonnenschwere Ernte gelagert. Unter dieser Last haben sich die Holzbalken „etwas“ gedehnt.
Luftdichtung – Bei der Dämmung der obersten Geschossdecke oder der Dachdämmung zwischen den Dachsparren muss zunächst die Luftdichtung erstellt werden. Sie garantiert, dass unkontrollierte Luftwechsel nicht unnötig die Heizkosten im Winter erhöhen und dass es an den Austrittstellen nicht zur Durchfeuchtung kommt.
Dafür kann im ProClima System zum Beispiel auf der obersten Geschossdecke die Solitex WA flächig und überlappend ausgelegt werden und im System mit ProClima Luftdichtungsband Tescon Nr.1 und Orcon F verklebt und an angrenzende Bauteile angeschlossen werden. Im Dachbereich verwenden wir die ProClima DB+ oder die ProClima Intello+
Dämmung mit Zellulose – Bei der Dämmung der obersten Geschossdecke werden auf die Luftdichtungsbahn im Abstand von ca. 50cm trockene Bohlen ausgerichtet aufgestellt. 35x200mm sind bei den Bohlen eine gute Dimension, die eine Dämmstärke von mind. 200mm garantieren. Aufgrund der Unebenheiten fällt die Dämmstärke in der Regel jedoch höher aus. Die Bohlen dienen nach dem Einbau der Zellulose-Einblasdämmung der Wärmeleitgruppe (WLG) 040 als Lagerholz für trockene Rauspundbretter aus Fichte/Tanne. In Bereich von Schornsteinen sollte eine Manschette erstellt werden, in die der Dämmstoff Perlit eingebaut wird. Dieser ist nach DIN 4102 in die Brandschutzklasse A1 eingestuft.
Dämmung der Kellerdecke – Die Kellerdecke im Erdgeschoss stellt den Abschluss des beheizten Wohnbereiches nach unten dar. Weil die Raumhöhe in Fachwerkhäusern eher niedrig ist, kann die Dämmung nicht von oben erfolgen. Das würde unnötig zum Raumverlust führen und Stolperkanten, Schwellen etc. nach sich ziehen.
Damit im Winter die Füße warm bleiben, kann die Decke von unten gedämmt werden. Das ist in den seltensten Fällen einfach! Für jede Dämmung gilt, dass sie nur im trockenen Zustand ihre Eigenschaft zum Dämmen aufweist. Aus dem Grund muss sichergestellt werden, dass die Dämmung dauerhaft trocken bleibt.
In der Regel steht zum Dämmen der Hohlraum zwischen dem Blindboden und der Balkenunterkante. Hier kann ein flexibler Dämmstoff aus Holzfaserdämmplatten verwendet werden. Unter die Balken kann, wenn der Platz es zulässt noch eine 22/35/52mm starke, latexierte Holzfaserdämmplatte installiert werden, unter die zusätzlich eine zementgebundene Platte montiert wird. Die Zementgebundenen Platten sind alkalisch und bieten Pilzen wenig Angriffsfläche. Die Platten werden ebenfalls mit Luftdichtungsbändern und Klebern untereinander verklebt und im Randbereich angeschlossen.
Fachwerksanierung – Fragen zum Sanieren und Renovieren von Fachwerkhäusern
Wenn Sie Fragen zum Sanieren eines Fachwerkhauses oder beim Ausbau einer Fachwerkscheune haben, werden wir gerne für Sie aktiv. Sie erreichen uns im Öko Bau-Zentrum. Die Kontaktdaten finden Sie unter >Kontakt< .
Sehr geehrte Damen und Herren,
unser Haus hat im Erdgeschoß des Wohnzimmers eine Holzbalkendecke,
die aus seiner Entstehungszeit um 1900 noch mit Schwartenbrettern und Lehm/Strohverbindung
ausgestatte ist.
Die Balken sind wurmstichig und von jahrzehntelangen Erdfeiuchte des Naturbodens im Keller
auch angegangen.
Die Zimmerei wird mir neue Holzbalken aus Douglasie einziehen.
Was aber füge ich als Wärmedämmung zwischen die Balken ein ?
Den Lehm für 5 mal 4 qm aufzuarbeiten ist uns mittlerweile zu schwer.
Was könnten Sie mir als Auffüllung zur Wärmedämmung empfehlen ?
Mit freundlichen Grüßen R. Hotzy
Hallo Herr Hotzy,
vielen Dank für Ihre Nachricht.
Von unten würde ich eine zementgebundene Platte montieren (ist alkalisch).
Den Hohlraum mit Stopfhanf dämmen, dann flächig eine Dampfbremse kleben, Konterlatten und Holzdielen verlegen.
Beste Grüße, Daniel Döbel