Silikatfarbe – Mineralfarbe für Innen und außen aus Farbenwasserglas

Silikatfarbe – das Bindemittel ist Farbenwasserglas

Silikatfarbe – Geschmolzener Quarzsand mit Pottasche, einem Verbrennungsprodukt von Holz, das mit Kaliumcarbonat ein Salz enthält, bilden für Silikatfarben das Bindemittel. Die besondere Eigenschaft einer reinen Silikatfarbe besteht darin, dass der Anstrich nicht auf dem Untergrund wie bei fast allen andern Farben klebt, sondern mit dem Untergrund eine chemisch unlösbare Verbindung eingeht.

Das natürliche und ökologisch einwandfreie Bindemittel wird als Kaliwasserglas oder Farbenwasserglas bezeichnet. Zu den Bestandteilen einer Silikatfarbe, die neben der Sumpfkalkfarbe auch als Mineralfarbe bezeichnet wird, gehören Wasser, wasserglasbeständige, anorganische Pigmente und mineralische Füllstoffe wie Quarzsand, Kreide, Glimmer und Titandioxid.

Silikatfarbe – diffusionsoffener Anstrich mit guten Erfahrungen im Denkmalschutz

Das Abbinden von reinen Silikatfarben wird als Verkieselung bezeichnet. Unter Einbindung von CO2 aus der Umgebungsluft entsteht auf mineralischem Untergrund Kieselsäure (SiO2), eine diffusionsoffene und sehr beständige Oberfläche. Aus dem Grund ist Silikatfarbe besonders als Fassadenanstrich geeignet.

Fassadenfarben aus organischen Bindemitteln wie Acryl- oder Silikonharz, die üblicherweise in Außenfarben verwendet werden (darf ja nichts kosten), verspröden durch Feuchtigkeit und UV-Licht im Laufe der Jahre. Das hat zur Folge, dass schon nach kurzem Intervall einen Erneuerungsanstrich notwendig wird.

Dagegen sind Silikatfarben auch in Kombination mit wasserglasbeständigen Pigmenten sehr witterungsfest. In der Denkmalpflege weiß man das schon seit Jahrzehnten zu schätzen. Etliche historische Gebäude, deren Fassaden vor langer Zeit farblich gestaltet wurden, zeugen noch heute davon.

Silikatfarbe – feuchtigkeitsregulierende Farbe gut gegen Schimmel und Algen

Silikatfarbe – Mineralfarbe für außen

Die Beständigkeit einer Silikatfarbe resultiert zu einem aus der stabilen Verbindung mit dem Untergrund und zum zweiten aus dem hervorragenden Wassermanagement der Farbe. Staunässe zwischen Putz und Anstrich gibt es nicht, weil sie eine Einheit bilden. Wenn Regenwasser im Außenbereich die Fassade durchnässt, dann wird sie nach dem Regen genauso schnell durch Kapillarität und Diffusion wieder trocken.

Ebenso verhält es sich im Innenbereich durch Feuchtigkeit aus der Raumluft. Silikatfarben lassen bei erhöhter Raumluftfeuchte den Wasserdampf ungehindert in die Putzfläche. Sobald die Raumluftfeuchtigkeit abnimmt, kann der Putz wieder ungehindert den Feuchtigkeitsausgleich zur Raumluft schaffen.

Wie Sumpfkalkfarben weisen auch Silikatfarben einen hohen pH-Wert aus. Die Kombination aus feuchtigkeitsregulierender Wirkung und hoher Alkalität gibt Algen und Schimmelpilzen wenig Spielraum.

Verkieselung – Untergrund für Silikatfarben aus Wasserglas

Disperisonssilikatfarbe für innen

Damit ein Wandanstrich mit Silikatfarbe abbinden kann, benötigt er einen mineralischen Untergrund. Geeignete Untergründe für Silikatfarben sind Kalksandsteine, Kalkputze, Beton und im Innenbereich auch Lehmputze. Zur Verfestigung von leicht sandenden Untergründen und als Grundierung eignet sich ein Fixativ aus verdünntem Farbenwasserglas.

Ungeeignet zum Anstrich mit Silikatfarben sind Gipsputze, Gipskarton- oder Fermacell-Platten, Kunststoff- und Holzplatten. Alte Wandanstriche mit Kunststoffanteil und Ölfarben müssen vor dem Streichen mit Silikatfarbe entfernt werden.

Geschichte – von reiner Silikatfarbe zur Dispersionssilikatfarbe

Erfinder der Silikatfarbe ist Wilhelm Adolf Keim, der bereits 1878 sein Wissen patentiert hat. Die ursprüngliche Silikatfarbe, die von der Firma Keim Farben GmbH noch heute unter der Bezeichnung Purkristalat® angeboten wird, ist eine zweikomponentige Farbe. Sie wird unmittelbar vor dem Anstrich aus trockenen Pigmenten und Füllstoffen sowie dem Bindemittel Kali-Wasserglas gemischt.

Die Verarbeitung einer reinen Silikatfarbe ist nicht einfach und erfordert viel Erfahrung. Eine wichtige Voraussetzung für einen guten Anstrich ist im Außenbereich auch passendes Wetter. Es darf nicht zu kalt nicht zu heiß und nicht zu windig sein. Wenig direkte Sonnenstrahlung ist ebenfalls für gutes Verkieseln nötig. Der Anwendungsbereich für reine Silikatfarben ist vorwiegend in Historischen Gebäuden, die unter Denkmalschutz stehen.

Verarbeitungsfreundlicher sind Silikatfarben, die heutzutage als einkomponentige Anstriche mit synthetische Zugaben (alkalibeständige Kunststoffdispersion, Verdicker o.ä.) angeboten werden. Die Reinheit einer ausschließlich natürlichen Farbe ist damit verloren, dafür aber für den Handwerker von heute ein höhst Maß an Sicherheit gegeben.

Silikatfarben mit Kunststoffzusätzen heißen Dispersionssilikatfarben. Der Begriff „Dispersion“ umschreibt bei Farben das Bindemittel, das sich in Wasser verteilt aber nicht löst. Gängige Kunstharzbindemittel sind beispielsweise Polyvinylacetat oder Styrol-Acrylat. Nach DIN 18363, in der die Anforderungen für Dispersionssilikatfarben geregelt sind, können synthetische Zusätze einen Anteil von bis zu 5% haben. Der Anteil bezieht sich nicht auf den trockenen Anstrich, sondern auf das Gebinde einschließlich des Wassers, so dass ein durchgetrockneter Anstrich einen deutlich höheren Kunststoffanteil ausweisen kann.

Verarbeitung von Silikatfarben und Dispersionssilikatfarbe

Bei der Verarbeitung von Silikatfarben sind Schutzvorkehrungen zu treffen. Durch den hohen pH-Wert müssen bei der Verarbeitung Haut- und Augenkontakt vermieden werden. Auch die Umgebungsflächen aus Metall, Glas, Stein etc. sollten vor dem Anstrich gut abgedeckt werden.

Mineralfarbe – Fragen zur Silikatfarben

Wenn Sie Fragen zum Untergrund oder zum Anstrich mit einer Silikatfarbe haben, so sind wir gerne Ihr Ansprechpartner. Sie erreichen uns im Öko Bau-Zentrum. Die Kontaktdaten finden Sie unter >Kontakt< .

16 Antworten

  1. Gianna Wilden sagt:

    Guten Tag,
    wir haben einen alten Bauernhof saniert und uns aufgrund der Salzbelastung im Mauerwerk für einen Kalkputz der Firma Solubel (mehrere Schichten Kalkputz, letzte Schicht Kalkglätte) entschieden. Das Ergebnis ohne Anstrich überzeugt mich nicht, weshalb ich mich gerade zum Thema Farbanstrich informieren möchte.
    Wir haben viel (750m2) Wandfläche und vor allem sehr große Wandflächen mit teilweise 6m Deckenhöhe.
    Außerdem haben wir 2 kleine Kinder.
    Ich möchte eine natürliche weisse Oberfläche, keine Farbakzente.
    Wichtig ist mir eine leichte Verarbeitung (Eigenleistung, große Wandflächen machen Verarbeitung schwieriger), eine gut geschützte Oberfläche gegen Kinderschmierhände und die Möglichkeit, kleine Flecken mal nachzubessern. Dabei soll die Diffusionsoffenheit natürlich wie bei allen Vorrednern uneingeschränkt erhalten bleiben.
    Können Sie mir hierzu ein konkretes Produkt empfehlen und ist eine Grundierung ihrer Meinung nach erforderlich?

    • Hallo Frau Wilden,
      vielen Dank für Ihre Nachricht.
      Als Anstrich kann ich Ihnen die DomoNatur Mineralputzgrundierung und die Kalkfarbe aus Sumpfkalk empfehlen.
      Es handelt sich um einen mineralischen, diffusionsoffenen Anstrich.
      Sollte der Putz jetzt noch fleckig sein, weil durch Kapillarität aus der Wand Pigmente ausgeschwemmt wurden, dann wird es voraussichtlich mit der Farbe nicht besser werden.
      Das 10l Gebinde Mineralputzgrundierung reicht für ca. 56m² und kostet 73,76 € +19% MwSt.
      Das 10l Gebinde Kalkfarbe reicht für ca. 80m² und kostet 79,33 € +19% MwSt.
      Das Material ist in der Regel bei uns am Lager.
      Schöne Grüße, Daniel Döbel

  2. Stefan Hunziker sagt:

    Hallo
    wir haben vor, unser neues Haus mit Lehm zu verputzen. Einige Wände sollen dabei aber in intensiven Farben (violett, grün, blau, etc.) gestrichen werden. Mit Lehmfarbe ist das ja offenbar nicht möglich, nun wurden wir informiert, dass man auch mineralische Farbe auf Silikatbasis verwenden könne. Im Internet habe ich bis jetzt aber unterschiedliche Meinungen gelesen. Was meinen Sie dazu? Uns ist es natürlich wichtig, dass die positiven Eigenschaften des Lehmputzes erhalten bleiben.
    Beste Grüsse, Stefan Hunziker

    • Hallo Herr Hunziker,
      vielen Dank für Ihre Nachricht zum Thema Lehmfarbe mit intensiven Farbtönen.
      Es ist durchaus möglich kräftige blau, grün etc. Pigmente in Lehmfarben einzumischen.
      In der Regel handelt es sich um Spinellpigmente, die synthetisch hergestellt werden.
      Durch einen speziellen Herstellungsprozess sind sie so stabil, dass sie keine Gefahr für Mensch und Umwelt darstellen.
      Auch Kapillarität und Diffusionsoffenheit bleiben erhalten.
      Schöne Grüße, Daniel Döbel

  3. Mailin Dautel sagt:

    Ich finde das total interessant, dass die Farbe sozusagen eine Bindung mit dem Material eingeht. In einem Geschäft hatte ich nach dieser Farbe gesucht und nur Mineralfarbe gefunden. Es ist gut zu wissen, dass das nur ein anderer Begriff dafür ist.

  4. Martin sagt:

    Hallo,
    Wir haben ein Haus der End80iger erworben, das grösstenteils noch im Originalzustand ist. Die Innenräume sind grösstenteils weiss gestaltet, jedoch auf Basis verschiedenster Systeme. Wir würden diese Oberflächen gern wieder in neuem Weiss erstrahlen lassen und ich bin auf der Suche nach einem geeigneten Farbsystem, dass Diffusionsoffenheit erhält (wo vorhanden) und möglichst auf allen Oberflächen gut haftet. Zunächst gibt es einen groben weissen Zementputz, der wohl mit (Dispersions-)Silikatfarbe gestrichen werden kann. Dann gibt es an den Decken aufgesprühten Kalkputz (nicht mehr erhältliches Vetonit KR), der als Bindemittel Knochenleim enthält und schliesslich gibt es Glasfasertapeten, die mit Akrylatfarbe gestrichen wurde. Wäre eine Kalkfarbe (wenn ja dann welche) vielleicht eine Möglichkeit den organisch gebundenen Deckenputz zu Streichen, ohne dass er sich löst oder ginge auch dort die Dispersionssilikatfarbe z.B. Keim ecosil ME?
    Viele Grüsse
    Martin

  5. Maria sagt:

    Hallo,
    Wir hatten aufgrund der feuchten Fassade und des nicht ausgetrockneten Lehmputzes im Innenraum Schimmelbefall, welchem nach Entfernung laut Experte durch Streichen mit Silikatfarbe vorgebeugt werden soll. Ich favorisiere die Silikatfarbe von Kreidezeit. Können Sie diese ebenfalls empfehlen oder zu welchem Produkt würden Sie greifen?

    • Hallo Martina,
      vielen Dank für Ihre Nachricht zum Thema Silikatfarbe – vorbeugender Anstrich gegen Schimmel.
      Damit der Schimmel nicht mehr wiederkommt, ist die wichtigste Voraussetzung ein trockener Lehmputz auf der Wand. Ansonsten werden alle Bemühungen umsonst sein.
      War die mit Lehm verputzte Wand bereits gestrichen? Und wenn ja, dann mit welcher Art von Wandfarbe?
      Im Zusammenhang mit einem Anstrich mit Silikatfarbe ist die Untergrundbeschaffenheit wichtig, damit eine Verkieselung stattfinden kann.
      Diese sollte auf einem mineralischen Untergrund gestrichen werden, was für den Lehmputz zutreffen würde.
      Die Silikatfarbe des Herstellers Kreidezeit ist als reine, kunstharzfreie Farbe ein gutes Produkt, was sie von den meisten Silikatfarben unterscheidet, die als Dispersionssilikatfarben mit bis zu 5% Reinacrylat verkauf werden.
      Das Produkt ist ein Zweikomponentensystem bestehend aus Kaliwasserglas und Silikatweiß, welches unmittelbar vor der Verarbeitung gemischt wird.
      Mit bisschen Erfahrung ist die Verarbeitung einfach. Ein neuer, trockener Lehmputz als Untergrund sollte zuvor mit Kaliwasserglas (Farbenwasserglas) und Wasser gemischt vorgestrichen werden.
      Einfacher und genauso effektiv ist der Anstrich mit >Kalkfarbe aus Sumpfkalk.
      Die Kalkfarbe ist ebenfalls eine Mineralfarbe, die mit hohen pH-Wert hoch alkalisch ist und Schimmelwachstum nicht begünstigt.
      Beste Grüße
      Daniel

  6. René Maresch sagt:

    Guten Tag!
    Vielen Dank für den informativen Überblick! Ich habe eine Frage:
    Wir haben im Rahmen einer Sanierung eines EFH aus den 30er Jahren den Putz vollständig erneuert und Rajasil Kalkputz aufbringen lassen. Bei der anschließenden Farbe sind wir uns noch unsicher. Der Kalkputz war uns wegen der feuchtigkeitsregulierenden und schimmelhemmenden Eigenschaften wichtig. Diese Eigenschaften sollen durch die Farbe nicht nennenswert reduziert werden.
    Wir haben uns wegen der etwas leichteren Verarbeitung und besseren Wischfestigkeit für Silikatfarbe entschieden. Der Maler favorisiert jedoch eine Sol-Silkatfarbe von Keim und hält sie für ebenso geeignet. Diese hat jedoch erhöhte Beimengungen, die Sie oben beschrieben haben. Wir sind uns unsicher, ob die Sol-Silikatfarbe nach dem Austrocknen den Kalkputz nicht doch zu sehr „sperrt“. Sind unsere Bedenken unbegründet?
    Ganz herzlichen Dank im Voraus!
    Beste Grüße

    R.M.

  7. Steinmaier Helga sagt:

    Hallo!
    Kann ich Silikatfarbe mit Lehmfarbe mischen? bzw. Silikatfarbe auf einen Lehmanstrich aufbringen?
    Leider ist der Untergrund für diesen Anstrich mit Tiefengrund behandelt worden.
    Im Moment habe ich das Problem, dass die Lehmfarbe nicht deckt, aber die Silikatfarbe schon.
    Vielen Dank für eine schnelle Antwort
    Helga Steinmaier

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