Mineralfarbe – mineralischer Anstrich aus Kalk oder Quarzsand

Wand- und Deckenfarben mit mineralischen Bindemitteln werden als Mineralfarbe bezeichnet. Das gilt allerdings auch für herkömmliche, organische Anstrichstoffe mit mineralischen Bestandteilen, die in der Regel mit Kunstharzen (Acrylharz) gebunden werden – so funktioniert Marketing 🙂

Im eigentlichen Sinne bezeichnet der Begriff Mineralfarbe jedoch nicht nur den Füllstoff, sondern das eigentliche Bindemittel selbst. Die beiden relevanten Bindemittel der Mineralfarbe sind Kalk und Silikat. Gegenüber herkömmlichen Kunstharzanstrichen, die auf ziemlich jedem Untergrund „kleben“, gehen Mineralfarben beim Abbinden mit dem Untergrund eine feste Verbindung ein.

Aus dem Grund muss beim Streichen von Mineralfarben auch der Untergrund mineralisch sein und aus Stein, Kalk- oder Zementputz bestehen. Nur in dem Fall wird beim Streichen mit Kalk- oder einer Silikatfarbe unter Aufnahme von Kohlendioxid (CO2) aus der Luft eine chemische Reaktion ablaufen, die den Putz mit der Farbe zu einer beständigen Einheit werden lässt.

Grundstoffe einer Mineralfarbe: Kalkstein, Quarzsand und Pottasche

Kalkbrennen

Brennen von Kalkstein

Zur Herstellung von Mineralfarbe wird Energie benötigt. Bei Kalkfarbe wird Kalkstein gebrannt, im Anschluss mit Wasser gelöscht und in der Kalkgrube „gesumpft“. Daraus resultiert die Bezeichnung Sumpfkalk, der korrekterweise Kalkhydrat genannt werden muss. Der Kreislauf der Kalkfarbe schließt sich, wenn die Sumpfkalkfarbe auf mineralischem Untergrund unter Einwirkung des Einmachwassers und von CO2 aus der Luft wieder zum Kalkstein wird. Dieser Vorgang heißt Carbonatisierung. Sumpfkalkfarbe ist nie trocken, als Sackware erhältlich. Weitere Infos unter: >Kalkfarbe aus Sumpfkalk<

Bei der Herstellung von Silikatfarbe wird Quarzsand mit Pottasche gemischt und geschmolzen. Das Produkt ist Kaliwasserglas, auch Farbenwasserglas genannt. Zu Erläuterung: Pottasche ist Kaliumkarbonat, ein Salz, das bei der Verbrennung von Holz entsteht und sich in Wasser gut löst. Im Zusammenhang mit mineralischen Pigmenten, Füllstoffen wird Farbenwasserglas auf mineralischem Untergrund zur einem sehr witterungsbeständigem Anstrich. Der Kreislauf der Silikatfarbe schließt sich, wenn unter Einbindung von CO2 aus der Luft u.a. Kieselsäure (SiO2) wird. Weitere Infos unter: >Silikatfarbe<

Mineralfarbe – ökologischer Anstrich für innen und außen

Mineralfarbe - Denkmalschutz

Mineralfarbe im Denkmalschutz

Bei der Herstellung von Mineralfarben sind synthetischen Zusätze nicht nötigt. Aus dem Grund ist eine Kunstharzfreie Mineralfarbe wie zum Beispiel die Silikatfarbe KEIM Purkristalat® auch unter ökologischen Gesichtspunkten sehr positiv zu bewerten. Kalk- und Silikatfarben sind sowohl für den Innen- und Außenbereich verwendbar.

Mineralfarben sind durch die Verkieselung mit dem Untergrund sehr langlebig, was heute noch an zahlreichen unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden zu bewundern ist.

Synthetische Bindemittel verspröden im Laufe der Zeit. Witterungseinflüsse und die UV-Strahlung der Sonne führen zunächst zu feinen Rissen im Fassadenanstrich und folglich zum Schaden. Gegenüber einer reinen Mineralfarbe müssen Acrylharz-Anstriche im wesentlich kürzeren Intervall erneuert werden, was zu unnötigen Mehrkosten für Material, Gerüst und Arbeit führt.

Mineralfarbe – günstige Kosten in mehrfacher Hinsicht
Mineralfarben

Mineralfarben – diffusionsoffene Anstriche für außen & innen

Ein Anstrich mit reiner Kalkfarbe oder Silikatfarbe ist günstig, weil durch die Verkieselung mit dem mineralischen Untergrund eine stabile Einheit entsteht. Diese Einheit besonders als Fassadenanstrich ist sehr beständig und muss von daher auch seltener erneuert werden.

Der zweite Aspekt warum Mineralfarben günstiger sind, ist ihre Kapillarität und die Wasserdampfdurchlässigkeit. Ein diffusionsoffener Anstrich ist der „Feuchtigkeitsmanager“ einer Wand. Je besser Feuchtigkeit durch Kapillarität und Diffusion die Bausubstanz verlassen kann, desto schneller werden Wände trocken. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um den Wasserdampfdruck von innen nach außen handelt oder um Feuchtigkeit durch Regen.

Feuchtigkeit –  Mineralfarben gut gegen Algen und Schimmel
alkalische Mineralfarbe

alkalische Mineralfarbe mit hohem pH-Wert

Algenbildung an der Fassade und Schimmelpilze im Inneren sind bei trockenen Putzflächen und einem richtigen Anstrich kein Thema. HAGA Kalkfarbe aus Sumpfkalk und auch KEIM Purkristalat® Silikatfarbe sehr alkalisch, das gibt zusätzlich Sicherheit und Schutz vor gesundheitlich schädlichem Schimmel und vor schmutzig wirkender Hausansicht durch Algen.

In kunststoffhaltigen Fassadenanstrichen kommen oft Biozide zum Einsatz, die das Algenwachstum verhindern sollen. Damit sie ihre Wirkung erreichen, sind Biozide wasserlöslich. Sie waschen sich regelrecht aus dem Anstrich raus. Leider gelangen sie über das Erdreich ins Grundwasser, was schon heute und schlimmer noch für zukünftige Generationen zum Problem wird.

Mineralfarben ohne Kunststoffanteile benötigen solche giftigen Zusatzstoffe nicht. Aus dem Grund sollten Sie auf der Suche nach einem passenden Anstrich der Kalk- oder Silikatfarbe gegenüber Kunstharzprodukten immer den Vorrang geben.

Fragen zum Einsatz einer Mineralfarbe

Wenn Sie Fragen zum Anstrich mit einer Mineralfarbe haben, dann sind wir gerne Ihr Ansprechpartner. Sie erreichen uns im Öko Bau-Zentrum. Die Kontaktdaten finden Sie hier unter: >Kontakt<

4 Antworten

  1. Markus Knott sagt:

    Hallo,
    danke für die wirklich fundierte Beschreibung. Ist es denn möglich Mineralfarbe auf Blech haltbar aufzutragen? Dies wäre meiner Meinung nach gut gegen Kondenswasserbildung bei Blechgaragen. Grüsse Markus Knott

    • Hallo Herr Knott,
      vielen Dank für Ihre positive Rückmeldung zum Artikel über die Mineralfarbe.
      Der Antrich von Mineralfarben auf Blechoberflächen würde das Problem der Kondenswasserbildung nicht für Sie lösen.
      Denn Kondenswasser bildet sich an kalten Oberflächen, wo die Farbe keine Temperaturänderung nach „oben“ bewirken wird.
      Bei mit Kalkputz verputzten Fassaden sorgt eine Mineralfarbe für Kapillarität.
      Dabei wird das oberflächlich gebildetet Wasser in tiefere Putzsichten, die als Puffer dienen transportiert und wieder zurück.
      Im „feuchteren“ Zustand ist die Farbe auch noch hoch alkalisch, was die Algenbildung auch ohne synthetische Fungizide behindert.
      Schöne Grüße
      Daniel Döbel

  2. Estefania Garosz sagt:

    Wie Sie bereits treffend beschreiben, gehen Mineralfarben aufgrund des enthaltenen Silikats eine echte chemische Bindung mit dem Untergrund ein. Diesen Teil habe ich als studierte Chemikerin gerne gelesen. Diese Art der Bindung ermöglicht es auch andere Farbeindrücke nach Trocknung der Farbe zu erzielen. Vielen Dank für diesen Beitrag!

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